Was es aus Sicht des privaten Pferdebesitzers bei Transporten so alles zu beachten gilt.
Gastartikel von unserem geschätzten Kollegen und Transport-Profi Bernd-Uwe Nallaweg, der vielen von euch aus der Pferderecht-Gruppe bekannt sein dürfte.
Viele stellen sich beim Thema „Pferdetransport“ die Frage:
Spedition oder selber fahren?
Beides hat Vor- aber auch Nachteile.
Der größte Vorteil vom selber fahren ist: die Flexibilität. Das gilt vor allem, wenn Du selbst ein Zugfahrzeug und einen Anhänger oder ein anderes Transportmittel besitzt. Denn bereits wenn Du Dir einen Anhänger oder anderes Transportmittel ausleihen muss, fängt der Trouble richtig an: beinhaltet Deine Pferdehalterhaftpflicht Schäden an gemieteten und geliehenen Sachen? Das sollte unbedingt geklärt sein, denn sonst kann jeder Transport in Eigenregie sehr schnell sehr teuer werden.
Das ist bei einem Pferdetransportunternehmen um einiges entspannter: hier springt eine Haftpflichtversicherung ein, weil ein solcher Hänger / Transporter schließlich nicht geliehen wird.
Doch: wie wähle ich ein seriöses Transportunternehmen aus?
Neben den allgemein üblichen Dingen wie:
- Vollständiges und korrektes Impressum
- Korrekte und vollständige Namensnennung inklusive Vornamen (es sind keine Abkürzungen oder „Spitznamen“)
- Steuernummer
Solltest Du unbedingt auch darauf achten, dass dir als Verbraucher keine Netto-Preise genannt werden, sondern Kunden-Endpreise (also: inklusive Steuern).
Schau Dir außerdem mal an, was der Spediteur noch so alles anbietet. Da staunt man manchmal nicht schlecht, wenn das Transportunternehmen seiner Wahl auch Tiere schlachtet oder ähnliches.
Es lohnt sich immer, darauf zu achten, was der Transportunternehmer sonst noch so treibt. Insbesondere Schlagworte wie „Stallbetreiber“, „Rennbahn“, „Züchter“ und „Tierschutz“ sollten einen aufhorchen lassen. Das sind zwar keine generellen Ausschlusskriterien, können aber ein Hinweis auf „Freizeitkapitäne“ sein, die nur hin und wieder Pferde transportieren und nicht jeden Tag – ob man das will, muss sich jeder selbst beantworten.
Fahrzeuge genau ansehen — grüne Kennzeichen & private Kleintransporter sind ein No Go
Ferner solltest Du Dir die Website oder die Werbung sehr genau ansehen: Wenn Du dort Dinge wie unkenntlich gemachte Kennzeichen oder Fahrzeuge mit „grünem“ (also steuerbefreitem) Nummernschild siehst, gilt das Gleiche wie für ein Leihfahrzeug (bei gewerblichen Anbietern) mit zwei oder drei Jahren „TÜV“: unseriöser geht es kaum.
Der Transport sollte bei einem Transportunternehmen in jedem Fall in einem Fahrzeug durchgeführt werden, das ich als „Privatmensch“ nicht so einfach mit dem PKW-Führerschein (ab 1999) fahren darf, denn solche Fahrzeuge sind in der Regel für den gewerblichen Transport nur bedingt geeignet, wenn es um „Pferde“ und nicht um Ponys geht.
Ist das Transportunternehmen als solches gelistet?
Passt das mit dem Transportmittel, sollte man sich die Mühe machen und das Unternehmen unter www.verkehrsunternehmensdatei.de -> „Unternehmenssuche“ suchen. Hier sind alle in Deutschland verkehrenden Transportunternehmen (nicht nur für Pferdetransporte) gelistet. Ab 22.5.2022 gilt dies auch für Transportmittel ab 2,5t zGM inklusive Anhänger, bis dahin noch über 3,5t zGM inklusive Anhänger.
Haftung des Spediteurs
Ein Transportunternehmen darf zwar generell die Haftung einschränken, aber nur die Haftung bezüglich des Pferdes, nicht die des Zubehörs. Sprich: der Spediteur muss NICHT das Halterrisiko übernehmen, wohl aber das Risiko für Sattel und sonstiges Zubehör.
Allein am Preis lässt sich ein wirklich seriöses Pferdetransportunternehmen leider längst nicht mehr erkennen.
Eigene Pferde selbst transportieren
Solltest Du Dein Pferd selbst transportieren, sind ebenfalls einige Dinge zu beachten. So sollte als Beispiel ein Anhänger hinter dem Zugfahrzeug immer leicht „Bergauf“ stehen, was bei Verzögerungskräften dafür sorgt, dass das Pferd nicht so schnell das Gefühl hat, sich nach vorn zu überschlagen.
Fahrzeugkontrolle — TÜV allein reicht nicht
Du solltest zudem regelmäßig beim Fachhändler Deines Vertrauens Dinge wie Boden und Seitenwände kontrollieren lassen. Beides sind beim allseits beliebten „TÜV“ nur dann ein Prüfkriterium, wenn Teile herabzufallen drohen – dann ist es für das Pferdegewicht allerdings meist bereits zu spät.
Auch wichtig: die Tauglichkeit von Zugfahrzeug und Anhänger, bzw. ob beides zusammen passt. Das gilt insbesondere für die Gewichte (Anhängelast, Stützlast, Nutzlast). Dabei solltest Du speziell die Anhängelast des Zugfahrzeugs nie komplett auslasten.
Das Zugfahrzeug sollte immer 200kg bis 500kg mehr ziehen dürfen, als der Anhänger wiegen darf.
Denn bist Du wirklich zu schwer, kann im schlimmsten Fall der Anhänger abreißen. Denn: oft ist das Pferd doch schwerer als man denkt und dann hat man den Salat.
Tipps aus der Praxis
Die besondere Aufmerksamkeit bei Anhängern (vorwärts fahrend) sollte auf der Trennwandverriegelung und Höhe der hinteren Stange liegen. Oft sind Letztere zu tief (was ein Hinweis auf einen zu kleinen Anhänger sein kann) und erstere in der Verriegelung (auch vorne!) beschädigt oder schlicht nicht verriegelt. Beides kann bei der nächsten Verladung zur Verweigerung des Pferdes führen. Die hintere Stange befindet sich idealerweise in einem Bereich zwischen Sitzbeinhöcker und einer Handbreit darunter.
So genannte „Schrägsteher“ sollte man meiden, denn die Pferde stehen zwar ruhiger, arbeiten aber körperlich deutlich mehr – größtmögliche Pferdeschonung sieht anders aus.