Ist das Pferd versichert? Ist der Reitlehrer versichert? Ist der Stallbetreiber versichert?
Inhaltsverzeichnis
Auf all diese Fragen gibt es nur eine Antwort: ES GEHT DICH NICHTS AN!
Na hoppla. Ob das Pferd wohl versichert ist?
Auf den ersten Blick scheint die Frage Sinn zu ergeben. Beispielsweise dann, wenn man für Frau Tochter eine RB gefunden hat und sie das Pferd nun reiten darf. Da kann ja so einiges passieren, nicht wahr? Oder nehmen wir den Sattel im Stall zzgl. dem ganzen Equipment — da sammeln sich schnell viele hundert, wenn nicht gar tausende Euros an. Da ist es schon super, wenn man den Stallbetreiber im Brandfall (oder bei einem Einbruchdiebstahl) haftbar machen kann. Oder…?
Von falschen Vorstellungen und der Vollkaskomentalität
Auf den zweiten Blick tritt aber zutage, dass diese Fragestellung — pardon — nicht nur schwachsinnig, sondern geradezu gefährlich ist. Ich werde Dir hier nun ganz genau erläutern, warum das so ist. Am Ende zeige ich Dir auch auf, welche Fragestellung korrekt ist und wie Du wesentlich cleverer agierst.
Randnotiz: Ich habe mich bis hierhin absichtlich falsch ausgedrückt, denn: es gibt gar keine versicherten Pferde, sondern nur versicherte Pferdehalter. Deshalb heißt die Versicherung dazu ja auch Pferdehalter-Haftpflicht. Welch teure Konsequenzen allein diese scheinbare Erbsenzählerei haben kann, habe ich hier beleuchtet: Blog-Beitrag zur richtigen Anwendung einer THV
Die Sache mit der Haftung
Wer sagt denn, dass andere immer gleich für alles haftbar gemacht werden können?
- Kann der Halter eines fremden Pferdes was dafür, wenn Du aufgrund eigenen Unvermögens außerplanmäßig den Sattel verlässt? Antwort: Nö!
- Kann der Stallbetreiber was dafür, wenn sich Einbrecher Deinen Sattel mopsen? Antwort: Nö, nicht zwangsläufig!
- Kann der Stallbetreiber was dafür, wenn der Stall (und somit Dein gesamtes Equipment) abbrennt? Antwort: Nö, nicht zwangsläufig!
- Kann der Reitlehrer was dafür, wenn Dich Dein Pferd bockend absetzt? Antwort: Nö!
- Kann der Reitlehrer was dafür, wenn Du aufgrund eigenem Unvermögen den Abflug machst? Antwort: Nö, nicht zwangsläufig!
- Können die anderen Pferdehalter was dafür, wenn Dein Pferd auf der Koppel verprügelt wird? Antwort: Nö, nicht zwangsläufig!
- Musst Du dagegen immer die Kosten tragen? Antwort: Ja klar!
Zwischenfazit: Wir können aufgrund gesetzlicher Bestimmungen nicht jeden Schaden auf andere abwälzen. Die Frage nach der fremden Versicherung geht also an dieser Stelle (sehr häufig) schon mal ins Leere. Und Du hast trotzdem den schwarzen Peter.
Die Sache mit dem Zeitwert
Der Stall brennt. Dein komplettes Equipment verwandelt sich in Rauch und Asche. Irgendwann hast Du für alles zusammen mal 4.500 € ausgegeben. “Irgendwann mal” liegt aber einige Zeit zurück. Der Sattel hat demnach einige Jahre auf dem Buckel, die anderen Sachen zum Teil ebenfalls. Hättest Du die ganzen Sachen zusammen gebraucht verkaufen wollen, hättest Du vielleicht noch 1.800 € dafür bekommen.
Gretchenfrage: Welchen Wert muss Dir ein Schadenersatzpflichtiger ersetzen? Richtig: den Zeitwert. Das Gleiche gilt natürlich auch für seine Haftpflichtversicherung — denn diese übernimmt genau das, was der Schadensersatzpflichtige selbst zahlen müsste. Und keinen Cent mehr.
Die Sache mit der Eigenverantwortlichkeit
Weg von den Dingen, hin zu Dir. Es interessiert Dich, ob der Halter eines fremden Pferdes haftpflichtversichert ist? Weil dieses Pferd Dich (oder Dein Pferd) schädigen könnte? Weil es da zu schweren Unfällen kommen kann, die dafür sorgen, dass Du nie wieder arbeiten und Geld verdienen kannst? Deine ganze Existenz und all Deine (vom Geld abhängigen) Träume würden auf einen Schlag platzen? Kredite könnten nicht mehr bedient werden, das Auto wäre nicht mehr zu halten, das Haus käme unter den Hammer, ggfs. würde Deine ganze Familie (Deine Kinder) darunter leiden?
Gretchenfrage: Solche Dinge möchtest Du in fremde Hände legen? Du möchtest darauf vertrauen, dass sich andere korrekt versichert haben, damit solch extrem wichtige — und Dich ganz persönlich betreffende — Dinge abgesichert sind? Ernsthaft??
Zwischenfazit: Nein, so dumm kannst Du nicht sein. Das beweist alleine die Tatsache, dass Du meinen Blog-Beitrag bis hierhin gelesen hast. Denn meinen Humor teilen — so meine jahrelange Beobachtung — tendenziell die eher intelligenten Menschen. :o)
Die richtige Fragestellung
Die Antwort sollte inzwischen auf der Hand liegen. Die für Dich korrekte Fragestellung lautet: Bin ich selbst ordentlich abgesichert?
Angefangen bei so lapidaren Dingen wie dem Sattel & Co. kannst Du Dich mittels einer ordentlich gestalteten Hausratversicherung für ein paar Euro p. a. sauber absichern. Zum Neuwert!
Was Dich selbst (oder gar Deine Kinder) angeht: da nimmst Du das Zepter doch sicher selbst in die Hand, oder? Die richtigen Mittel der Wahl (beispielhafte Aufzählung) heißen: Berufsunfähigkeitsabsicherung, Dread Disease-Deckung, Unfallversicherung, Kranken(zusatz)versicherung…
Mit diesen Absicherungen sicherst Du (richtig kombiniert) Deine komplette finanzielle Existenz ab. Du kannst selbst im worst case weiterhin ein (schönes) Auto fahren, Dein Haus behalten, Deinen Status erhalten, Deine Kinder versorgen…
Stichwort Status: Viele glauben ja, dass man, “wenn man so richtig kaputt ist” auch weniger Geld bräuchte. Die Antwort lautet: Blödsinn! Man möchte trotzdem seinen Kindern was kaufen können, ins Kino gehen, Konzerte besuchen, Eis essen gehen, mit Freunden ausgehen — oder einfach nur einen Rollstuhl haben, der einem ein Mindestmaß an Mobilität verschafft. Mit einem AOK-Chopper mit Handbetrieb kann allein das schon ziemlich knapp werden. Es geht hier letztendlich auch um (einen letzten Funken) Lebensqualität.
Zwischenfazit: Das Du nicht dumm sein kannst, habe ich schon festgestellt. Solltest Du bisher dem Irrglauben bzgl. der “fremden Versicherung” unterlegen sein, so wirf ihn ab hier bitte über Bord. Vollkaskomentalität sowie das Denken, dass andere für Deine Absicherung zuständig seien, ist etwas für Dummköpfe.
Zugegeben…
… wenn die Gegenseite gut haftpflichtversichert ist, ist vieles sicherlich einfacher — keine Frage. Aber möchtest Du Dich wirklich drauf verlassen?
Selbst wenn Du Einsicht in bestehende Policen nehmen würdest — was wäre der echte Mehrwert? Weißt Du, ob bestimmte Dinge überhaupt versichert sind? Beispiel: Schäden, die von der RB am Pferd angerichtet werden . Woher weißt Du, ob die Police überhaupt noch aktuell ist? Woher weißt Du, ob die Gegenseite auch immer artig (und pünktlich) ihre Beiträge zahlt? Woher weißt Du, ob der Vertrag nicht gekündigt wurde oder irgendwann gekündigt wird?
Fragen über Fragen. Und immer und immer wieder steht Deine persönliche Existenz im Kreuzfeuer…
Trick 17 — und zu ist der Sack!
Du möchtest — trotz aller eigenen Vorsorge — den “Sack zu machen” und alle Eventualitäten berücksichtigen? Dafür gibt es eine tolle Lösung: die Forderungsausfalldeckung.
Bevor ich Dir erläutere, was das ist, hier ein Warnhinweis:
Alles, was ich nun schreibe, entkräftet nicht meine vorangegangen Worte! Eine Forderungsausfalldeckung ist total super — ersetzt aber NIEMALS die oben (beispielhaft) aufgezählten Sicherungsmaßnahmen! Sie ist nur eine nette Ergänzung — mehr nicht!
Eine Forderungsausfalldeckung ist etwas, was ich gerne als “Haftpflichtversicherung auf rückwärts” bezeichne. Sie ist eine Ergänzung Deiner eigenen Privat- oder auch Tierhalterhaftpflichtversicherung und kann bei vielen Versicherern hinzugebucht werden (oder ist standardmäßig in vielen leistungsstarken Deckungen enthalten). Achtung: Es gibt hier sehr viele unterschiedliche Ausprägungen hinsichtlich Leistungshöhe, Mindestschadenhöhe und Umfang! Nicht jede Forderungsausfalldeckung taugt auch wirklich was — da kommt es sehr auf den genauen Wortlaut an!
Funktionsweise: Dir wird ein (sehr schlimmer) Schaden zugefügt. Die verantwortliche Person ist aber nicht haftpflichtversichert und verfügt nicht über ausreichend finanzielle Mittel, um den Dir entstandenen Schaden zu ersetzen. Kurz: Deine Forderung “fällt aus” — daher übrigens der Name der “Forderungsausfalldeckung”.
Du erwirkst nun gegen diese Personen einen vollstreckbaren Titel, übergibst diesen im Anschluss Deiner eigenen Haftpflichtversicherung — und diese zahlt Dir Deinen eigenen Schaden. Fertig.
Zwischenfazit: Für den Schädiger bedeutet dies den finanziellen Overkill. Aber das kann / darf / muss Dir egal sein. Wer sich nicht ausreichend (haftpflicht)versichert ist selbst Schuld und hat auch keine Gnade verdient. Denk aber bitte daran, dass dies immer nur ein nettes Gimmick “on top” ist und nie eine eigene Absicherung ersetzen kann!
Fazit
Ich weiß — eingangs hast Du meine Worte noch für eine provokante These gehalten, der Du innerlich widersprochen hast. Ich hoffe, ich konnte Dir nun darlegen, warum solche Fragestellungen brandgefährlich und auch völlig falsch, da irreführend sind.
Denke bitte niemals (wieder) so, sichere Dich selbst ordentlich ab und lächle leise — und wohlwissend — in Dich hinein, wenn es mal wieder heißt:
Jo mei, is des Ross übahaupts gscheid versichert?
Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Henriette Brykczynski. Danke (mal wieder)!
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