Die ultimative Aufklärung. Frei von Werbe-Gesabbel und strack auf die 12. Nichts für Weicheier und treu-doofe Mitläufer die nicht selbst denken möchten.
Am Anfang steht das dumme Gesabbel
Immer wieder wird es von allen Seiten gepredigt: wer reitet, braucht unbedingt eine Unfallversicherung! Da sind sich wirklich alle einig: Verbraucherschützer, Versicherer, alle Rat gebenden Freunde, die User in Foren, Facebook-Gruppen und natürlich auch die meisten Versicherungsvermittler.
Dieses hohle Gesabbel ist jedoch völliger (für Dich gefährlicher!) Bullshit!
Warum das so ist, werde ich Dir hier erläutern — und Dich für die Zukunft gegen solch hohle Phrasen stark machen.
Wie Du Deinen wahren Bedarf ermittelst
Entgegen der sonst üblichen Dampfplauderei gibt es hier Klartext. Ohne Werbe-Slogans, aber mit nachvollziehbarer Begründung. Quasi Hilfe zur Selbsthilfe.
Zu den Ursachen — oder: wenn aus der falschen Richtung gedacht wird
Die Unfallversicherung habe ich mir nur als prominentes Beispiel herausgepickt, da ich diesen “Ratschlag” nahezu täglich ertragen muss.
Die obigen Aussagen basieren meist auf der allgegenwärtigen Angst vor Unfällen. Ich unterstelle dabei nicht einmal bösen Willen, sondern Unwissenheit. Natürlich nutzen die Versicherer (und meisten Vermittler) die Angst, um die Kaufbereitschaft zu fördern. Letzteren unterstelle ich — wie zuvor — ebenfalls keinen bösen Willen. Die glauben das ja meist selbst! Deshalb plappern viele davon auch bereitwillig die platten Werbesprüche der Versicherer nach. “Alle 11 Minuten schmiert einer beim Schneeschippen ab!” o. ä..
Dabei ist es immer falsch, wenn man Versicherungslösungen vom Produkt her denkt!
Ein in der Praxis immer wieder angetroffenes Beispiel für diese falsche Denkweise:
Krankenhaustagegeld? Voll geile Sache! Da bekommst Du x € pro Tag im Krankenhaus. Ich kenne einen, der lag sechs Wochen im KH und bekam für jeden Tag 50€! Cool, oder?!
Ne, das ist nicht “cool”, sondern maximal bescheuert! Wollen wir stattdessen mal richtig denken?
Na dann mal los:
Prüfschema: EB, EV oder nur E?
Bei allen, wirklich allen Versicherungen muss immer das folgende, total simple Prüfschema eingehalten werden:
a) Ist die zu versichernde Gefahr überhaupt real existent?
Beispiel: Bootskasko. Klingt super.
aa) Ach, Du hast gar kein Boot?
Ergebnis: Die Versicherung ergibt für Dich keinen Sinn.
ab) Du hast ein Boot?
Ergebnis: Es geht weiter mit b).
b) Ist die versicherte Gefahr existenzbedrohend (EB)?
Beispiel: Vollkasko. Du hast ein Auto, welches Du finanzieren musstest. Du bist auch darauf angewiesen — weil Du sonst nicht zur Arbeit kommst. Der Wert des Autos spielt hier kaum eine Rolle, denn: Ist das Auto Schrott, bist Du voll am Arsch. Deine finanzielle Existenz ist in Bedrängnis, weitere teure Kredite würden nötig und Überschuldung droht.
Ergebnis: Eine Versicherung sollte vorhanden sein!
c) Ist die versicherte Gefahr existenzvernichtend (EV)?
Beispiel: Depressionen rauben Dir die letzte Lebensqualität. Du bist berufsunfähig, Dein Einkommen bricht weg. Trotzdem laufen die Kosten für die Finanzierung des Hauses (alternativ Mietkosten) weiter. Dazu die Kosten fürs Auto, Pferd, Lebensmittel. Wenn Du nicht anderweitig zu Geld kommst, landest Du in der Grundsicherung und verlierst alles. Deine finanzielle Existenz wird vernichtet.
Ergebnis: Eine Versicherung muss vorhanden sein!
d) Geht Dir die versicherte Gefahr am Arsch vorbei (E wie egal)?
Beispiel: Noch einmal Vollkasko. Du fährst eine uralte Möhre. Einfach nur, weil Du die Karre magst. Sollte sie morgen mittels Motorschaden verrecken, wäre das zwar schade, aber Du hast genug Knete auf dem Bankkonto um sofort einen fahrbaren Ersatz herbei zu schaffen.
Ergebnis: Die Versicherung ergibt keinen Sinn.
Zwischenfazit
Bezogen auf das Eingangsbeispiel mit dem Krankenhaustagegeld sollte Dir ein Urteil leicht fallen. Ist Deine Existenz durch einen sechswöchigen Krankenhausaufenthalt bedroht oder wäre sie gar vernichtet? Wahrscheinlich nein. Arbeitnehmer bekommen die Lohnfortzahlung und alles ist schick.
Bei einer selbständigen Person kann das anders aussehen, insbesondere in der Gründungsphase. Fallen sechs Wochen lang alle Einkünfte weg, dann kann das richtig garstig weh tun.
Ist die Versicherung bei einer selbständig tätigen Person also doch sinnvoll oder gar nötig? Mit dieser Frage kommen wir zum nächsten simplen Prüfschema:
Eine Frage der Logik
Ab hier bist Du leider auf Dich alleine gestellt — ich kann Dir die Sache nicht bis zum bitteren Ende vorkauen, zu groß ist die Zahl der möglichen Beispiele.
Aber so ganz alleine lasse ich Dich natürlich nicht. Ab hier möchte ich Dir ein wenig Mut machen, Dich vor falschen Beratern warnen und Dir gleichzeitig Berührungsängste nehmen. Die Eingangsfrage kläre ich natürlich auch noch.
a) Das “Versicherungsdeutsch”
Versicherungsbedingungen sind für Dich ein Buch mit sieben Siegeln? Natürlich sind sie das. Es ist keine Frage der Intelligenz, ob Du Dich darin zurecht findest. Es ist eine Frage der Veranlagung und natürlich der entsprechenden Ausbildung, Weiterbildung, Berufserfahrung und ggfs. Spezialisierung!
Als Laie brauchst Du Dich keinen Illusionen hingeben: Du kannst Bedingungswerke nicht miteinander vergleichen. Du kennst weder die Möglichkeiten, hast keine Benchmark und siehst auch nicht, wenn an bestimmten Stellen etwas nicht steht — obwohl da (vielleicht?) was stehen müsste. Punkt!
Beispiel gefällig? Wohngebäudeversicherung. Leitungsrohre sind mitversichert. Es bricht ein Ableitungsrohr in der Bodenplatte. Dumm, wenn man nicht weiß, wie die Bedingungen hier lauten müssen. Denn ist ein Rohr in der Bodenplatte noch “im versicherten Gebäude”? Nö. Ist es nicht. Aber es sind ja auch Rohre “auf dem versicherten Grundstück” mitversichert! Hurra! Aber halt.… Bodenplatte = Grundstück? Eher nicht. Alles klar? Ne? Siehste.
Die gute Nachricht: Du bist deshalb nicht doof. Es ist völlig normal, dass Du Versicherungen nicht verstehst!
Exkurs I: Warnung vor den Superschlauen
Wenn Dir irgendein superschlauer Dahergelaufener stolz erzählt, er habe sich die Versicherungen im Netz alleine zusammengeklöppelt, dann mache es ihm nicht nach. Er glaubt, er sei superschlau. Ist er aber nicht. Er ist genau so unbewaffnet wie Du. Er leidet lediglich an völliger Selbstüberschätzung. Sei cleverer und mache es nicht nach.
Exkurs II: Warnung vor “anwaltlicher Prüfung”
“Ich habe mal einen befreundeten Anwalt drüber schauen lassen, der sagt das wäre alles gut!”. Muss ich solche Aussagen über mich ergehen lassen, wächst in mir der Drang, meinen Kopf auf eine Tischplatte zu hauen. Mehrfach. Ganz feste.
Nur weil die Juristen superkomplexe Texte lesen, schreiben und inhaltlich erfassen können, haben sie dennoch nicht den kleinsten Funken Ahnung von Versicherungen! Wie kommt man auf derart dämliche Ideen? Rennen solche Leute auch mit einem halben Hähnchen zum Tierarzt? Sind wir uns einig, dass man Du Dich an solch blöden Sprüchen nicht orientieren solltest? Fein.
b) Die Logikfrage
Wie Du nun zum richtigen Versicherungsschutz gelangst? Durch Nachdenken und Fragen stellen! Die Frage lautet immer: Inwiefern sind Deine Finanzen überhaupt bedroht? Was ist eigentlich das Kern-Problem?
Als Hilfestellung nehmen wir unser Eingangsbeispiel mit dem Krankenhaustagegeld und stellen folgende Fragen:
- Ist der KH-Aufenthalt an sich ein (finanzielles) Problem? Gewiss nicht. Die Krankenversicherung zahlt die Kosten.
- Ist es die Eigenbeteiligung zur (gesetzl.) Krankenversicherung? Nein, die ist auf 280 € gedeckelt. Auch die bringt niemanden um.
- Ist es der Einkommensausfall (beim Selbständigen ab Tag 1, bei Angestellten ab der 6. Woche)? Aha! Jetzt kommen wir der Sache doch näher!
Jetzt muss weiter nachgedacht werden:
Ist dieser Einkommensausfall nur im Kontext KH-Aufenthalt bedrohlich? Nein! Er ist es immer!
Was wir brauchen, ist also keine Versicherung, die nur bei KH-Aufenthalten leistet, sondern immer dann, wenn Arbeitsunfähigkeit vorliegt und das Einkommen wegfällt. Die korrekte Absicherung heißt hier “Krankentagegeld”. Das leistet immer. Auch ohne KH-Aufenthalt!
Diese Logikfrage musst Du immer ansetzen. Ich gebe Dir ein paar Beispiele im Schnellverfahren:
- Reiter-Unfallversicherung. Leistet nur bei Reitunfällen. Ist das Reiten das Problem? Nein! Was ist das wahre Problem? Die finanziellen Folgen eines jeden Unfalls! Lösung: eine “ganz normale” Unfallversicherung!
- Sattelversicherung. Leistet, wenn der Sattel gemopst wird. Denn der kostet ja 3.000 €. Ist dies ein Problem? Wenn ja, was ist denn dann mit dem ganzen anderen Hausrat? Dessen Wert liegt doch viel höher und das Gefahrenpotential ist für Dich ungleich größer! Lösung: Hausratversicherung mit Einschluss des im Stall gelagerten Sattels!
- Krebsversicherung. Zahlt Dir ein paar Tausender, wenn Du an Krebst erkrankst. Zweck: Eine Art “persönliches Schmerzensgeld”. Kann man machen. Ist aber irgendwie sinnbefreit. Außer.… außer Du bist (nur als Beispiel) selbständig und hast hohe laufende Kosten. Wenn Du einige Monate (schwer) krank wirst, brechen Einnahmen weg, die Firma geht den Bach runter, Deine Angestellten werden arbeitslos.
Aber.… trifft das nur bei einer Krebserkrankung zu? Nein! Das gleiche Problem besteht generell bei (sehr) schweren Krankheiten! Lösung: Eine Dread disease-Deckung (leistet bei sehr vielen schweren Krankheiten eine sehr hohe Summe = Firma / finanzielle Existenz kann gerettet werden). - u.v.m.…
Welche Absicherung brauchst Du denn nun als RB?
Die Antwort sollte nun auf der Hand liegen: Es kommt drauf an! Und zwar auf Dich. Auf Deine Situation, Deinen Bedarf und Deine Wünsche. Nur weil Du eine RB hast, ändert sich (fast) nichts!
Für Dich gilt wie für alle anderen, dass die Privathaftpflicht die wichtigste aller Absicherungen darstellt. Gefolgt von der Einkommensabsicherung (meist einer Berufsunfähigkeit, optimalerweise kombiniert mit einem Krankentagegeld, einer sinnvoll gestalteten Unfallversicherung, usw.). Alles andere ist optional und eine Frage Deiner persönlichen Umstände und Wünsche.
Eine kleine Ausnahme gibt es tatsächlich:
Besonderheit: die Privathaftpflicht (wichtig!)
Einen besonderen Bedarf gibt es tatsächlich — innerhalb der Privathaftpflicht. Darin kann man auch Schäden an geliehenen Sachen absichern. Ein RB-Pferd ist schließlich geliehen / zur Nutzung überlassen.
Das hast Du in Deiner PHV bereits versichert? Super! Aber weißt Du, was richtig blöd ist? Pferde sind gar keine Sachen! Siehe § 90a BGB.
Wie Du diese (mehrstufige) Falle umgehen kannst, verrate ich Dir in diesem Blog-Beitrag: https://vierpfotenmakler.de/wenn-die-reitbeteiligung-das-pferd-schaedigt/
Fazit
Wie Du siehst, ergibt sich für Dich (fast) kein zusätzlicher Versicherungsbedarf — zumindest keiner, der nicht auch schon vorher bestanden hätte.
Ich hoffe, Dir mit Diesem Beitrag ein wenig mehr Klarheit verschafft zu haben — auch wenn ich bewusst keine konkreten Empfehlungen aussprach. Warum das auch gar nicht geht, solltest Du bis hier hin ja verstanden haben.
Mein Ratschlag an Dich:
Fummel nicht alleine dran rum! Lasse Dich nicht durch dummes Gesabbel und irreführende Werbung von “selbstlos agierenden” Vergleichsportalen zu der Annahme verleiten, Du könntest es alleine. Denn Du kannst es nicht. Es geht gar nicht.
Lasse Dir bitte auch nicht erzählen, Versicherungsmuggel wären alle garstige Menschen, die nichts anderes mit Dir vorhaben, als Dich übern Tisch zu ziehen. Ja, der überwiegende Teil ist — pardon — strunzblöd und labert ohne eigenes Denken das Werbe-Blabla der Versicherer nach. Aber nur die wenigsten zählen zu den “schwarzen Schafen”. Im Gegenteil: die meisten betreiben ihren Beruf mit brennendem Eifer und Berufsethos.
Sollte Dir aber irgendwann wieder ein Versicherungsmuggel erzählen, dass Du aufgrund des Reitens ganz dringend eine Unfallversicherung bräuchtest, dann weißt Du es jetzt besser und bist ein Stück weit gewappnet.
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